Copland, einer der Hauptvertreter der bei uns gerne unterschätzten mittleren amerikanischen Moderne, entstammt (wie Gershwin) einer in die USA emigrierten russischen Familie. 1921 verliess er die USA, um in Europa zu studieren, natürlich bei Nadia Boulanger. Hier eröffnete sich ihm die Welt eines Ravel, Strawinsky und des Groupe des Six. Nach seiner Rückkehr in die USA pflegte er einen kosmopolitischen Stil mit Anklängen an den Jazz, an südamerikanische Folklore, an den Neoklassizimus Strawinskys und an Milhaud. In dieser Übergangsphase entstanden auch die Stücke für Streichquartett. Sie bilden zwar kein zusammenhängendes Werk, sind aber als einzige Auseinandersetzung des damals jungen Komponisten mit der klassischen Besetzung interessant.
Im Februar und März 1824 war Schubert in einer Art Schaffensrausch «unmenschlich fleissig» (Schwind). Neben dem am 1. März beendeten Oktett kündigt er drei Streichquartette an. Nur das a-moll-Quartett erlebt am 24. März seine Uraufführung und erscheint im Druck. Doch auch das d-moll-Werk muss damals entstanden sein, wird aber erst 1826 geprobt (Schubert nimmt dabei noch Korrekturen vor) und am 1. Februar erstmals aufgeführt. Hat Schubert das düstere Werk – alle vier Sätze stehen in Moll – wegen seiner Kühnheit zurückbehalten? Denn was er im Harmonischen und mehr noch im Ausdruck erreicht, ist selbst im Vergleich mit Beethovens Spätwerk neuartig. Schon in der Wahl der Variationenvorlage ist Todesnähe erkennbar. Das Todesmotiv tritt in Verbindung mit dem für Schubert so typischen Wanderrhythmus des Daktylus: lang-kurz-kurz. Der Tod kommt als Wanderer, Verkörperung von Fremdsein und Ausgeschlossensein (Denken wir an den wandernden Müllerburschen und an den Wanderer der Winterreise!), daher. Im Lied sanft und friedlich (Bin Freund und komme nicht zu strafen...), lange nicht so traurig wie der Leiermann am Ende der Winterreise, zeigen einige Variationen seine gewalttätige Macht. Noch gewaltsamer ist sein Auftritt in der Reiterhektik des Finale, wo plötzlich des Knaben Frage Siehst Vater du den Erlkönig nicht? aufscheint. So endet das Quartett in einer Art Totentanz und erreicht eine existenzielle Ausdruckskraft, die um 1824/26 ebenso schauerlich wirken musste wie die Lieder der Winterreise. rs