"Ein amüsanter, liebenswürdiger, spielerisch veranlagter, hochbegabter Künstler und ein wilder Temperamentmusikant, ein Draufgeher, kein Philosoph" - so charakterisierte ein Musikkritiker den Prager Komponisten Ervín Schulhoff 1928. Da mag Schulhoffs Liebe zum Jazz mitgespielt haben - doch darf man ihn keineswegs nur auf diesen Stil einengen. Gerade seine beiden Streichquartette sind sehr wohl auch slawisch beeinflusst. Die Fünf Stücke sind, wie schon die Titel deutlich machen, vor allem rhythmisch inspiriert. In einer Rezension wurden sie als "nette und schwungvolle Tanzstücke" und "niedliche Tanzbagatellen" bezeichnet. Dabei darf man sich von der scheinbaren Oberflächlichkeit der Tanzformen nicht täuschen lassen. Schulhoff experimentiert in raffinierter Weise mit motivischen, metrischen und harmonischen Spielformen. Gleichwohl irritierten die Stücke beinahe wie Schönbergs Zwölftönigkeit. Nach der Aufführung (die Uraufführung hatte kurz zuvor beim IGNM-Festival in Salzburg stattgefunden) bei den Donaueschinger Kammermusiktagen rief der Traditionalist Joseph Haas, sie als "primitive Quartettkunst" abstempelnd, aus: "O Heilige Kammermusik, wo bist du hingeraten?"