Nur knapp sieben Jahre nach Mozarts KV 502 hat Beethoven noch in Bonn Klaviertrios entworfen. Er wird sie bald als erste vollgültige Werke ansehen und im Oktober 1795 bei Artaria in Wien als opus 1 erscheinen lassen. Ende 1793 oder Anfang 1794 machten sie bei der Privataufführung im Palais des Widmungsträgers, des Fürsten Lichnowsky, Sensation. Denn dass es die ersten voll ausgereiften, d.h. alle drei Instrumente gleichberechtigt behandelnden Klaviertrios waren, wurde den Zuhörern, nicht zuletzt Joseph Haydn ohrenfällig bewusst. Die Gattung war damit endgültig etabliert. Das G-dur-Trio ist vermutlich das zuerst entworfene. Den Höhepunkt des Werkes bildet das Largo, ein Satz, der ganz dem beethovenschen Ideal langsamer Sätze entspricht. Die übrigen, der spielerische Kopfsatz, das knappe Scherzo mit h-moll-Trio und nicht zuletzt das musikantisch-muntere Finale mit seinem fast banalen, aber witzigen Hauptthema – schaut da nicht Haydns „Frosch“-Finale herein? – machen das G-dur-Trio zum leichtesten, doch nicht minder gelungenen der Dreiergruppe.
Martinù gehört bereits einer Reihe späterer tschechischer Komponisten an. Romantik war für ihn kein Thema mehr, Bezüge zu tschechischer Volksmusik dagegen schon. Seine Musik wirkt manchmal «musikantisch» und ist von Rhythmik und tänzerischen Elementen geprägt. Als Kind erhielt Martinù Geigenunterricht beim Schneider seines Geburtsorts, des ostböhmischen Polièka, – mit solchem Erfolg, dass ihm seine Mitbürger ein Studium am Prager Konservatorium ermöglichten. Hier war er ab 1906 Schüler von Josef Suk. Später, 1909/10 und 1922/23, studierte er bei ihm auch Komposition. 1923 ging er nach Paris, um seine Studien bei Albert Roussel fortzusetzen. Nachdem seine Musik in der Heimat von den Nationalsozialisten verboten worden war und Paris wegen des Einmarschs der Deutschen gefährdet war, floh er 1940 über mehrere Zwischenstationen in die USA. 1953 kehrte er nach Europa zurück und lebte ab 1956 bis zu seinem Tod in der Schweiz, wo ihm Paul Sacher Gastrecht auf dem «Schönenberg» gewährte. Er hat beinahe alle Gattungen gepflegt. Die klassische Klaviertriobesetzung mit Violine und Cello bedachte er mit vier Werken: als Nr. 1 die «Cinq Pièces brèves» H 193 (1930), die «Bergerettes», das Trio Nr. 2 H 327 (1950) und Nr. 3 H 331 (1951). Gegenüber den anspruchsvollen «Cinq Pièces» geben sich die ebenfalls in Paris entstandenen «Bergerettes» («Schäferstückchen») einfacher und leichter. Formal sind drei der fünf Stücke als Scherzando bzw. als Scherzo mit einem Trio als etwas ruhigerem Mittelteil gestaltet. Das dritte kehrt, vielleicht um die Mitte des Werks zu bezeichnen, das Schnell-Langsam-Schema um und wirkt so wie das Trio für das ganze Werk. Das vierte, kürzeste Stück verzichtet auf einen Trio-Teil. Den Haupteindruck bestimmt in den schnellen Teilen des ganzen Werks die für Martinù typische Rhythmik, die mit ihren kleinteiligen Wiederholungen viel Energie freisetzt. Nicht ganz klar ist, wie Martinù auf die Bezeichnung «Bergerettes» gekommen ist. Eine Bergerette war im 15. Jahrhundert eine einstrophige Liedform, im 16. ein rascher Tanz im Dreiertakt und 18. ein Lied mit frivolem Text. Ob er damit die Nähe zu bukolischer Lockerheit und Heiterkeit andeuten wollte und das Tänzerische betonen wollte?
«Der Verlust meines ältesten Töchterchens, dieses so ungewöhnlich begabten Kindes, veranlasste mich im Jahre 1855 zur Komposition eines Kammermusikwerkes, des Trios in g-moll. Es wurde noch im gleichen Jahre im Dezember in Prag aufgeführt, ich sass am Klavier, Königslöw spielte den Geigen- und Goltermann den Cellopart. Der Erfolg – ein Misserfolg. Die Kritik verhielt sich durchwegs ablehnend. (...) Ein Jahr später spielten wir das Trio bei mir Liszt vor, der mich umarmte und meine Frau zu dem Werke beglückwünschte.» So schrieb Smetana 22 Jahre nach Entstehung des Trios in einem Brief. Wenn man an Smetanas Kompositionen (ausserhalb der Opern) denkt, kommt einem rasch der Begriff «Programmmusik» der Sinfonischen Dichtungen in den Sinn. Den Kammermusikfreunden fällt natürlich das 1. Quartett «Aus meinem Leben» mit den autobiographischen Bezügen ein, wie sie im Brief vom 12. April 1878 beschrieben sind. Das weniger bekannte Klaviertrio ist wie auch das 2. Streichquartett ebenfalls ohne biographischen Bezug nicht denkbar, auch wenn kein eigentliches Programm zugrunde liegt. Wie der Komponist erwähnt, war der Auslöser für das Werk der Tod der ältesten, etwas über vier Jahre alten Tochter Bedřiška an Scharlach am 6. September 1855. Das Trio entstand in knapp drei Monaten, die Uraufführung fand am 3. Dezember statt (überarbeitet 1857). Der biographische Hintergrund spielt insofern stark mit, als er die Grundstimmung des Werks bestimmt, insbesondere im expressiven Kopfsatz, der unmittelbar nach dem Tod des Kindes entstanden ist. Er ist hörbar Ausdruck des tiefen Schmerzes. Das gleichwohl kraftvolle Hauptthema – «mit einem Schluchzer über eine Duodezime» (K. Honolka) – bestimmt mit seinem chromatisch abwärts führenden Motto den ganzen Satz. Der virtuos-vollgriffige Klaviersatz lässt an Liszt denken, so dass dessen Zufriedenheit mit dem Werk nicht verwundert. Der zweite Satz, ebenfalls in g-moll, ist in fünf Abschnitte gegliedert. Der volksmusiknahe Hauptteil, zu Beginn auf das Motto zurückgreifend, wird zweimal, mit Veränderungen und Kürzungen, wieder aufgenommen. Dazwischen stehen in sich geschlossene Alternativteile I und II, der erste langsam, der zweite marschartig, beide teilweise nach Dur wechselnd. Sie schliessen gewissermassen den dem Trio fehlenden langsamen Satz zwischen die scherzohaften Teile ein. Auch im Finale erscheint in der Einleitung das Mottothema wieder. Doch dann greift Smetana auf ein Jugendwerk, eine Klaviersonate von 1846, zurück. Mit deren Finalthema, das in der Coda das Trio schwungvoll in D-dur beschliessen wird, überwindet Smetana Schmerz und Trauer, auch wenn vom melodiösen Seitenthema trauermarschähnliche Passagen ausgehen.