Am 5. September 1814 notierte Schubert, er habe den Kopfsatz des B-dur-Quartetts „in 4½ Stunden verfertigt“. Der Anlass für den Schaffenseifer könnte damit zusammenhängen, dass Schubert Anfang September sein Praktikum als Schulgehilfe beendet und sein Diplom erhalten hatte; zudem bestanden reelle Aussichten darauf, dass seine im Frühsommer geschriebene F-dur-Messe (D 105) aufgeführt würde. Am 13. September scheint das Quartett beendet gewesen zu sein. Das Werk wird unter den frühen Quartetten Schuberts positiv beurteilt. Man gesteht ihm echt schubertsche Töne zu und die auch hier noch geltenden Vorbilder Haydn und Mozart erscheinen in einen eigenen Stil eingebunden. Dazu kommt eine vollkommene Beherrschung der formalen Probleme. Bemerkenswert sind die chromatischen Elemente des mit einer Quinte beginnenden Kopfsatzes. Dieser Gedanke scheint nicht so sehr das Hauptthema des Satzes zu sein, eher eine Art Einstimmung. Das Andante in g-moll ist in seinen scheinbaren Liedparaphrasen und überraschenden Einbrüchen von Forte-Akkorden am Schluss „echter“ Schubert, auch wenn noch Mozart hineinblickt. Das Menuett ist ein kräftiger, geradezu ländlich-alpenländischer Tanz, dem im Trio lyrische Kantilenen gegenüberstehen. Das Presto-Finale hat ein unruhiges, weniger spielerisches als drängendes Hauptthema. Da es mit Motiven und Spieltechniken arbeitet, die später im Scherzo der grossen C-dur-Sinfonie wirksam werden, trägt es ebenfalls dazu bei, dass man hier bereits den späteren Schubert zu vernehmen glaubt. „In diesem Quartett ist damit zum erstenmal eine wirklich innere Geschlossenheit erreicht, und zugleich tritt überall der Wille zu persönlichem Ausdrucksstil in Erscheinung“ (Walther Vetter 1934).
Mozart hat nach der lunga, e laboriosa fatica der «Haydn-Quartette» nur noch einmal zu einem Zyklus von sechs Quartetten angesetzt. Voller Hoffnung wollte er sie «für Seine Mayestätt dem König in Preussen» schreiben, doch ist der Plan nie Wirklichkeit geworden. Die Widmung kam nicht zustande und es blieb bei drei Quartetten. Am 12. Juni 1790, kurz nach Vollendung von KV 590, schrieb er an Puchberg: «Nun bin ich gezwungen meine Quartetten (diese mühsame Arbeit) um ein Spottgeld herzugeben, nur um in meinen Umständen Geld in die Hände zu bekommen» Daraus – wie aus der Äusserung zu den «Haydn-Quartetten» – ist zumindest das zu entnehmen, dass Mozart die Komposition von Quartetten generell schwer fiel, er also, selbst wenn er wirklich in Geldnot gewesen sein sollte, nicht noch rasch drei weitere für eine komplette Sechserfolge komponieren konnte, obwohl die drei «Preussischen Quartette» einfacher sind als die «Haydn-Quartette». Das Werk gipfelt nach einem durch seine ungeraden Taktperioden interessanten Menuett in einem Finale, das wie eine Huldigung an Haydn wirkt. Es geht aber in seiner kühnen Kontrapunktik und im schroffen Nebeneinander der Tonarten über jenen hinaus.
Mozart trug sein letztes Quartett im Junnius 1790 ins eigenhändige Werkverzeichnis ein, ein Jahr nach dem ersten Werk, das er für Seine Mayestätt dem König in Preussen geplant hatte. Die Hoffnung auf Widmung und Entschädigung hatte sich längst zerschlagen. Während A. Einstein aus dem «Andante, einem der sensitivsten Sätze der ganzen Kammermusik-Literatur, einen selig-wehmütigen Abschied vom Leben» heraushörte, vernahmen andere «absichtslose Musizierseligkeit» (H. Renner) oder empfanden es als «kapriziös und von munterer Spielfreude erfüllt» (U. Kraemer). Die Spielfreude gilt sicher für das Perpetuum mobile des Finales. Im langsamen Satz war sich Mozart wohl selber nicht ganz sicher, ob er mehr die leicht melancholische oder die tänzerische Note betonen sollte. Der im Autograph als Andante bezeichnete Satz wurde im Druck (Artaria 1791 nach Mozarts Tod) zum Allegretto. Da gerade in diesem Satz auch andere Änderungen vorliegen, dürften sie auf Mozart selbst zurückgehen.