Prokofjews Streichquartette bilden nicht das Zentrum seines Schaffens und sind beinahe Zufallsprodukte. Das erste entstand in Paris im Auftrag der Library of Congress in Washington, wo es am 1931 uraufgeführt wurde. Der Komponist schrieb es nach Studien der Quartette Beethovens. So erklärt sich seiner Aussage auch irgendwie die ‚klassische’ Haltung des ersten Satzes. Man merkt dies an der imitatorischen Durchführungstechnik. Hier sind auch Vorklänge auf das später entstandene Ballett Romeo und Julia zu hören. In der Gesamtanlage weicht das Quartett mit dem aus einer langsamen Einleitung, die das Thema des Finales vorwegnimmt, und einem raschen Rondo bestehenden zweiten Satz und einem langsamen Finale deutlich von klassischen Vorbildern ab. Das lange Finale, das Prokofjew für den wichtigsten Satz des Werkes hielt, bearbeitete er auch für Klavier.
Das letzte Quartett Schostakowitschs gilt dem Andenken von Sergej Schirinski, dem 2. Geiger des Beethoven-Quartetts, das alle vorangehenden Quartette uraufgeführt hatte. Ihm hatte er das 14. Quartett gewidmet. Schostakowitsch sagte einmal: Ich möchte keine Widmungen mehr. Als ich das 13. Quartett Borissowski zugedacht habe, starb mein Freund kurz darauf. Um mich kreist der Tod, einen nach dem andern nimmt er mir, nahestehende und teure Menschen, Kollegen aus der Jugendzeit. In dieser Stimmung entstand das 15. Quartett mit seinen sechs Adagios. Bezüge zur Jugendzeit gibt es in Form von Rückgriffen auf Themen aus den Aphorismen von 1927; trotzdem ist das Quartett ein Werk des Abschieds, der Todesgedanken und der Resignation. Dies wird spürbar in der bereits in den vorangehenden Quartetten aufscheinenden Reduktion und Verinnerlichung. Die Sprache ist sublimiert, mysteriös und geradezu asketisch. Dies fühlt man schon im Fugato des 1. Satzes, wo die frische Bewegung dieser Form dem Wirken des einzelnen Tones und einer langsamen Folge von Klagegesten gewichen ist. In der Serenade ergibt sich in scharf abgesetzten Klängen bis hin zum Walzer über die Stimmen hinweg eine Zwölftonreihe. Das kurze Intermezzo gibt sich rezitativisch. Das Nocturne mit seiner Bratschenkantilene setzt sich vom fahlen Trauermarsch ab, bereitet ihn aber im pizzicato bereits vor. Der Epilog spielt mit Reminiszenzen an die früheren Sätze und gewinnt in Zweiunddreissigstel-Läufen scheinbar Bewegung. Doch dann zerbricht alles bis auf eine kurze Bratschen-Melodie – Vorahnung von Schostakowitschs letztem Werk, der Bratschen-Sonate op. 147, die eineinhalb Monate nach seinem Tod erstmals gespielt werden sollte?