Fast zehn Jahre hatte Haydn nach der Komposition der 18 Quartette op. 9, 17 und 20 (1769-1772) gewartet, bis er sich wieder der Streichquartettkomposition zuwandte. So gross war der Unterbruch nur noch zwischen den Opera 1 und 2 bis hin zu den erwähnten Quartetten. Beidemale war der Sprung in der Entwicklung gewaltig. Mit dem op. 33, das Haydn wohl kaum nur aus Werbegründen als »auf eine gantz neue besondere Art« geschrieben bezeichnet hat, ist nicht nur ein Standard erreicht, an dem der Komponist später keine wesentlichen Veränderungen mehr vornehmen musste, sondern es hatte, jedenfalls gemäss den veröffentlichten Meinungen der Zeitgenossen, eine neue Epoche der Quartettkunst begonnen. Das h-moll-Quartett, zwar nicht als erstes der Serie komponiert, zeigt noch am ehesten Bezüge zu den älteren Quartetten, etwa in der Leidenschaftlichkeit, wie sie sich im ernsten Tonfall des Kopfsatzes äussert. Hier erinnert der raffinierte, tonal unbestimmte Beginn, der erst in mehreren Anläufen zur Haupttonart und zum Thema findet, an op. 20. Anstelle des Menuetts ist in allen sechs Quartetten das Scherzo getreten. Im h-moll-Werk nimmt Haydn das Scherzo-Thema unverkennbar im Andante wieder auf, bevor er das Werk mit einem nur bedingt heiteren Sonatensatz abschliesst.
Am 21. November 1945 gedachte England des 250. Todestages Purcells. Dabei wurde das aus diesem Anlass komponierte 2. Streichquartett von Britten uraufgeführt. Der neue «Britische Orpheus» bezeugte so die Verehrung für seinen Vorgänger, durch den er sich zu neuen Werken anregen liess. In jene Schaffensepoche Brittens gehörten nämlich auch die ebenfalls dem Andenken Purcells gewidmeten Donne-Sonette, die Bearbeitung von Dido and Aeneas sowie die Variationen über ein Purcell-Thema in The Young Person’s Guide to the Orchestra op. 34. Dieses Interesse färbte auf Brittens Kompositionsweise ab, denn die Qualitäten, welche er an Purcell rühmte, clarity, brilliance, tenderness und strangeness, erscheinen in seinem 2. Streichquartett wieder. Der erste Satz wird von einem dreiteiligen Thema beherrscht; jeder Teil wird von einer aufsteigenden Dezime eingeleitet. Das eigentliche zweite Thema ist eine Verbindung jener ersten beiden Abschnitte. Die Durchführung wird ebenfalls aufgeteilt und von den genannten Abschnitten bestimmt. Besonders eindrücklich ist der Reprisenbeginn mit der Gleichzeitigkeit der drei Thementeile. Der Schluss in C-dur kehrt zum Anfang zurück. Der knappe Mittelsatz, ganz con sordino zu spielen, ist ein ruhelos-unheimliches Scherzo. Die eigentliche Huldigung an Purcell bildet die abschliessende, mit der alten purcellschen Namensform bezeichnete Chacony, also eine Variationenfolge über einem festen Grundthema. Dieses Grundthema wird in vier Gruppen, die durch Kadenzen der Soloinstrumente (Cello, Bratsche, 1. Geige) getrennt sind, in je sechs Variationen zuerst harmonisch, dann rhythmisch, daraufhin auf der Grundlage einer neuen Kontrapunktmelodie melodisch und zuletzt in drei krönenden Codavariationen abgewandelt. Bereits Purcell hatte in seiner g-moll-Chacony die strenge Form durch leichtes Variieren des Themas und durch freiere Zwischenspiele aufgelockert. Noch etwas: Britten wurde am 22. November 1913, am Caecilientag also, geboren. Die heutige Aufführung mag eine etwas verspätete Hommage zum 100. Geburtstag sein.
Mit den Opera 34 und 51 (1877 und 1878/79) hat auch Dvorák nach acht früheren Werken seine Quartett-Meisterschaft erreicht. Sie geht einher mit dem Einsatz der Nationalmusik in der Kunstmusik, also ausserhalb jenes Bereichs der Tänze, Duette und Rhapsodien, der bisher Dvorák so viel Erfolg gebracht hatte. »Die nationale Komponente tritt bei diesem Es-dur-Quartett vor allem im 2. und 4. Satz zutage. Um eine Dumka, eine Art Ballade ukrainischen Ursprungs, handelt es sich beim 2. Satz. Als tschechische Skocna wiederum entpuppt sich der auf die Romanze folgende, in Rondoform durchgeführte Schlussatz. Auch in diesem Allegro assai findet Dvorák zu einer glücklichen Synthese von kraftvoller Urwüchsigkeit und feinster kammermusikalischer Satzkunst« (H.C. Worbs). Immerhin sei festgehalten, dass der Einbezug der Nationalmusik auf den Wunsch des Auftraggebers Jean Becker, des Primarius des Florentiner Streichquartetts, zurückgeht, der von Dvorák ausdrücklich ein slawisches Quartett wünschte.