Debussys Streichquartett gilt als typisch französische Musik. Das ist gewiss richtig. Daneben haben aber auch andere Einflüsse zum Stil des 1893 entstandenen Werks beigetragen. Fünf Jahre zuvor hatte der Komponist – wie schon früher – Bayreuth besucht und Wagners Parsifal erlebt, was ihn sehr beeindruckte. Anlässlich der Pariser Weltausstellung 1889 begegnete ihm fernöstliche Musik, die erstmals in Europa zu erleben war. Alle diese Elemente hat Debussy zu einer eigenen Klangsprache zusammengefügt, welche ihren Reiz und ihre Eigenständigkeit ausmachen. Akademische Formen mochte Debussy nicht. So führte seine Klanglichkeit – man darf auch von Klangfarbe sprechen (kein Wunder, dass oft Begriffe der Malerei gewählt werden) – und der freie Umgang mit der Form zu eigenem Stil. Die vier Sätze sind alle aus dem Hauptthema des Kopfsatzes entwickelt, das mit den drei Tönen g - f - d beginnt. Dies geschieht aber nicht in Form der klassischen Durchführungstechnik, sondern indem derselbe Gedanke immer wieder mit exotischen Klängen und mit gleitenden Instrumentalfarben umspielt wird. Dazu kommt eine ungewohnte Rhythmik, die das Publikum der ersten Aufführung ebenso irritierte wie die neue Klanglichkeit. Debussys Freund Paul Dukas beschrieb anlässlich der Uraufführung die Bedeutung des Werks: «Alles darin ist klar und deutlich gezeichnet, trotz grosser formaler Freiheit. Debussy zeigt eine besondere Vorliebe für Verknüpfungen klangvoller Akkorde und für Dissonanzen, die jedoch nirgends grell, vielmehr in ihren komplexen Verschlingungen fast noch harmonischer als selbst Konsonanzen wirken; die Melodie bewegt sich, als schreite sie über einen luxuriösen, kunstvoll gemusterten Teppich von wundersamer Farbigkeit, aus dem alle schreienden und unstimmigen Töne verbannt sind.»
Francks Klavierquintett, ist – nach den Klaviertrios des Siebzehnjährigen – das früheste seiner drei bedeutenden Kammermusikwerke. 1886 folgte ihm, Eugène Ysaÿe zu seiner Hochzeit gewidmet, die A-dur-Violinsonate und 1889/90 als «point culminant de l’art franckiste» (R. Jardillier) das Streichquartett in D-dur. Das Auf- und Abschwellen des Klangs, oft mit Temporückungen verbunden, ist ein typisches Merkmal der Tonsprache Francks, wie auch seine ebenfalls dreisätzige d-moll-Symphonie (1886-89) zeigt. Im Quintett führte Franck erstmals die auch aus der Sinfonie vertraute zyklische Form konsequent durch, indem er die noch so verschieden gearteten Sätze durch Themen und Motive verband. Diese Beziehungen von Themen innerhalb der Sätze und über die Satzgrenzen hinweg sind äusserst dicht. Nicht immer sind es Hauptthemen, welche die Teile verbinden, sondern auch untergeordnete oder Nebenthemen spielen diese Rolle. Die Melodie der 1. Violine in der langsamen Einleitung zum Kopfsatz wird zur Keimzelle der Thematik in allen drei Sätzen. Das wird gleich im chromatisierenden Hauptthema des Sonatensatzes, einem der typischsten Francks, hörbar. Man behält es im Ohr und erkennt es sofort, wenn es in den anderen Sätzen variiert wieder auftaucht. Der zweite Satz macht der Charaktervorschrift con molto sentimento alle Ehre. Er steht im 12/8-Takt und in a-moll. Auch hier gehört das lange, aus ab- und aufsteigenden Figuren gebildete Thema der 1. Geige. Das zyklische Thema des Kopfsatzes taucht im Mittelteil auf. Das Finale, erneut ein Sonatensatz, zeigt Rückgriffe auf die vorangehenden Sätze. Es beginnt mit einer geradezu unheimlich-düsteren Einleitung in chromatischen Tremolofiguren. Langsam schält sich daraus das Hauptthema heraus und findet zur Haupttonart F-dur. Das zweite Thema entwickelt ein Motiv aus dem Lento weiter. Auch das zyklische Thema des Kopfsatzes erhält nochmals grosse Bedeutung, und gegen Ende des Satzes erscheint das zweite Thema des Kopfsatzes wieder. Mit grossem Schwung findet das Werk zu seinem Ende. Franck wollte das Quintett seinem Freund Camille Saint-Saëns widmen, der mit ihm zusammen 1871 die «Société Nationale de la Musique» gegründet hatte, in welcher es am 17. Januar 1880 uraufgeführt wurde. Saint-Saëns spielte zwar den Klavierpart, konnte aber mit dem Werk nichts anfangen. Ostentativ liess er am Ende der Aufführung die Noten auf dem Notenbrett stehen. Auch das Publikum hatte zunächst Mühe, sich in der komplexen Gestaltung zurechtzufinden. Bei den zwei folgenden Kammermusiken dagegen war der Erfolg sehr gross.