Im Februar und März 1824 war Schubert in einer Art Schaffensrausch «unmenschlich fleissig» (Schwind). Neben dem am 1. März beendeten Oktett kündigt er drei Streichquartette an. Nur das a-moll-Quartett erlebt am 24. März seine Uraufführung und erscheint im Druck. Doch auch das d-moll-Werk muss damals entstanden sein, wird aber erst 1826 geprobt (Schubert nimmt dabei noch Korrekturen vor) und am 1. Februar erstmals aufgeführt. Hat Schubert das düstere Werk – alle vier Sätze stehen in Moll – wegen seiner Kühnheit zurückbehalten? Denn was er im Harmonischen und mehr noch im Ausdruck erreicht, ist selbst im Vergleich mit Beethovens Spätwerk neuartig. Schon in der Wahl der Variationenvorlage ist Todesnähe erkennbar. Das Todesmotiv tritt in Verbindung mit dem für Schubert so typischen Wanderrhythmus des Daktylus: lang-kurz-kurz. Der Tod kommt als Wanderer, Verkörperung von Fremdsein und Ausgeschlossensein (Denken wir an den wandernden Müllerburschen und an den Wanderer der Winterreise!), daher. Im Lied sanft und friedlich (Bin Freund und komme nicht zu strafen...), lange nicht so traurig wie der Leiermann am Ende der Winterreise, zeigen einige Variationen seine gewalttätige Macht. Noch gewaltsamer ist sein Auftritt in der Reiterhektik des Finale, wo plötzlich des Knaben Frage Siehst Vater du den Erlkönig nicht? aufscheint. So endet das Quartett in einer Art Totentanz und erreicht eine existenzielle Ausdruckskraft, die um 1824/26 ebenso schauerlich wirken musste wie die Lieder der Winterreise.
Vor ziemlich genau 119 Jahren, am 20. Februar 1894, ist Hubers 1. Klavierquartett bei der AMG (bis 1926 Vorgängerin der Kammermusik Basel) erstmals in Basel erklungen. Natürlich spielte der Komponist den Klavierpart. Bei der Kammermusik kam es am 6. Januar 1931 zur Aufführung. Johann Alexander Huber, im solothurnischen Eppenberg ob Schönenwerd als Sohn eines Lehrers und späteren Buchhalters bei Bally in Schönenwerd geboren, erhielt als Chorknabe in Solothurn musikalischen und gymnasialen Unterricht. Von 1870 bis 1874 studierte er am Leipziger Konservatorium Komposition (bei Carl Reinecke) und Klavier. Mit Begeisterung nahm er neben der traditionellen Ausbildung in der Stilrichtung Mendelssohn–Schumann die neudeutsche Musik Liszts und Wagners auf – und änderte in Verehrung für (Wagners?) Hans Sachs seinen Vornamen in Hans. Nach einer Zwischenstation im Elsass kam er 1877 dauerhaft nach Basel, wo er zur führenden Gestalt im Musikleben wurde. Ab 1896 war er Direktor der Musikschule und 1905 Gründer des Konservatoriums. Wichtig war ihm das Bekenntnis zur Schweiz und zum Schweizerischen, ja Baslerischen, wie die Festspielmusiken, die Tell-, Böcklin- und Schweizerische Sinfonie oder die «Ländler vom Luzerner See» op. 47 sowie der Finalsatz alla svizzera des 1. Klavierquartetts belegen. Das heute kaum bekannte Werk nannte der Huber-Biograph Edgar Refardt 1944 «frisch wie am ersten Tage»; der deutsche Musikologe Hans Mersmann bezeichnete es als «ein in sich gerundetes, einheitliches Werk». Der Kopfsatz erfreut mit klangvollen Themen, die sowohl leise als auch im kraftvollen Forte ihre Wirkung tun. Zu Beginn des Adagios im 6/4-Takt (fis-moll, am Schluss Fis-dur) begleitet das Klavier, das im 1. Takt die drei ersten Töne des Themas vorwegnimmt, lange Phrasen der Violine mit synkopiertem Rhythmus. Später ist es vor allem für Bewegung verantwortlich, während die Streicher meist weite Bögen spielen. Im 3. Satz Presto, kein eigentliches Scherzo, bereiten die Streicher das Thema vor, bevor es das Klavier übernimmt. Im Mittelteil (più tranquillo) begleitet das Klavier leggiero mit Figurationen, während die Streicher das frühere Thema aufnehmen und zerlegen. Es kehrt in variierter Ausarbeitung im dritten Teil zurück, im Schlussteil lösen es die Klavierfigurationen des Mittelteils immer mehr auf. Das 6/8-Finale (gegen Ende 2/4) verarbeitet ohne allzu grosse Penetranz schweizerisch-alpenländischen Tonfall und beendet das Werk mit einer Presto-Coda.