Mozart hat sein B-dur-Trio am 18. November, wenige Tage vor dem C-dur-Klavierkonzert KV 503 und der Prager Sinfonie vollendet. Es gehört in eine Phase bedeutendster Werke. Auch der Auftrag für den Don Giovanni zu Beginn des Jahres 1787 ist nicht weit entfernt. In der Tat ist das Trio von einer Konzeption, die es zum wohl modernsten seiner Zeit macht. Das Cello ist wenigstens zeitweise aus der Rolle der Verdoppelung des Klavierbasses herausgelöst. Im Kopfsatz geht Mozart recht frei mit der Form um: Der Sonatensatz ist in der Exposition monothematisch gehalten; eine Art Seitenthema erscheint erst zu Beginn der Durchführung in der Violine, dann im Klavier und Cello. Den chromatisch gefärbten Kopf des Hauptthemas trägt das Klavier zunächst in Terzen, dann in Sexten vor; dazwischen wirft die Violine ein kurzes Motiv ein, das später vom Klavier aufgenommen wird. Im Larghetto stellt das Klavier solo das Thema vor. Es dominiert, nur zeitweise von der Violine abgelöst, auch den Rest des Satzes. Das Finalrondo lässt dem Klavier noch mehr Spielraum, so dass beinahe ein Klavierkonzert daraus wird, wie überhaupt das ganze Trio in vielem an das B-dur Konzert KV 450 (1784) erinnert.
Fast zwölf Jahre nach dem Streichquartett hat Ravel auch die Gattung Klaviertrio mit einem Werk bedacht. Pläne dafür gab es bereits 1908. Entstanden ist es in baskischer Umgebung, in St-Jean-de-Luz, nahe von Ravels Geburtsort Ciboure. Darauf weisen die Anklänge an baskische Rhythmen gleich zu Beginn des Kopfsatzes hin, dessen Hauptthema im ungewöhnlichen 8/8-Takt, allerdings asymmetrisch zerlegt (3+3+2) über einem Bass in Vierteln, gehalten ist. Das 2. Thema verschiebt die Betonung (3+2+3). Das Scherzo trägt den fremdartigen Titel «Pantoum», Hinweis auf eine malaiische Dichtungsform, bei der die 2. und 4. Zeile einer Strophe wiederholt werden, um daraus die 1. und 3. Zeile der folgenden Strophe zu bilden. Ravel benutzt für dieses Wechselspiel drei Themen. Die streng gebaute Passacaglia in fis-moll und cis-moll, deren achttaktiges Thema im Klavierbass eingeführt wird, zeigt Ravel als einen Neoklassizisten vor dem Neoklassizismus der zwanziger Jahre. Brillant, rhythmisch ungewohnt im (baskischen?) Wechsel von 5/4- und 7/4-Takt und in beinahe orchestraler Klangfülle zieht das wirkungsvolle Finale vorüber: Man spürt die Nähe zur Musik von Daphnis und Chloé, die kurz zuvor abgeschlossen wurde.
Robert Schumann hat das d-moll-Trio Mendelssohns als «das Meistertrio der Gegenwart» bezeichnet und es an Bedeutung und Schönheit den Trios op. 70/1 und op. 97 Beethovens sowie Schuberts Es-dur-Trio zur Seite gestellt. Er fügte auch gleich eine Prognose an: «Eine gar schöne Komposition, die nach Jahren noch Enkel und Urenkel erfreuen wird.» Das Trio gehörte rasch zu den populären Werken des Komponisten. Grossen Erfolg erntete er damit, auch als Pianist, bei der Uraufführung am 1. Februar 1840 in Leipzig und 1843 in London. Es war während glücklicher Tage in Frankfurt und am Rhein entstanden. Trotz der Moll-Tonart ist ihm jugendlicher Schwung eigen, zu dem sich komplementär Kantabilität und Leichtigkeit gesellen. Auf Anraten seines Freundes Ferdinand Hiller, dem er bereits im August 1838 das Werk angekündigt hatte, obwohl es erst über ein Jahr später fertig werden sollte, überarbeitete Mendelssohn den Klavierpart. Er wurde dadurch virtuoser. Eine Folge davon ist, dass sich – anders als beim späten Beethoven – das Klavier und die beiden Streicher stärker als eigenständige Klangwelten gegenüber stehen. Und doch erreicht Mendelssohn neben Durchsichtigkeit des Klangs auch eine klassische Ausgeglichenheit. Der erste Satz beginnt mit einem sich über 39 Takte hinweg entfaltenden Hauptthema. Das Cello stellt es vor, die Violine übernimmt es. Man hat diesbezüglich und ebenso auf das wiederum vom Cello eingeführte Seitenthema von Noblesse gesprochen. Diese Themen werden kunstvoll verarbeitet. Daneben ist der Satz auch von allerdings gezügelter Leidenschaft erfüllt. Das sanft ausschwingende Thema des Andante wird vom Klavier vorgestellt, was den Hörer gleich in die Idylle eines Liedes ohne Worte versetzt. Wenn dann die Streicher die Melodie übernehmen, ist der Gesang vollends da. Das monothematische Scherzo evoziert ebenfalls unüberhörbar ein anderes Mendelssohn-Werk, die Musik zum «Sommernachtstraum», Elfenmusik also. Das Finale, in der Form eine Verknüpfung von Rondo und Sonatensatz, entspricht kaum mehr der Ausdruckswelt von Beethovens d-moll-Appas¬sionato. Sein romantisches Pathos geht mehr auf Brillanz aus, spielt mit heiteren Rhythmen, wird zweimal ins piano zurückgenommen und endet in einer fulminanten Coda in D-dur.