Rund fünfzehn Jahre liegen zwischen Schuberts erster Komposition für Klaviertrio und seinen grossen und bedeutenden Beiträgen zu dieser Gattung - bei Schubert bedeutet das ein halbes Leben. Und das hört man dem als Sonate bezeichneten Einzelsatz auch an. Da ist in dem manchmal etwas dünn wirkenden, aus-greifenden und in der Durchführung sich kaum entwickelnden Satz auf den ersten Blick noch wenig vom späten Schubert zu finden. Und doch zeigt sich (abgesehen von den schon hier aufscheinenden, allerdings nur beschränkt himmlischen Längen) an ein paar Einzelheiten in nuce das Potenzial Schuberts: Die Gesamtkonzeption des Satzes, die sehr wohl auf die grossformatigen Werke der Spätzeit vorweist, die saubere, am ehesten an Haydn orientierte Schreibweise und eine in sich ge-schlossene Klangsprache. Das Klavier dominiert natürlich, das Cello ist eher stiefmütterlich behandelt - aber das verwundert zu diesem Zeitpunkt der Entstehung nicht.
Fast zwölf Jahre nach dem Streichquartett hat Ravel auch die Gattung Klaviertrio mit einem Werk bedacht. Pläne dafür gab es bereits 1908. Entstanden ist es in baskischer Umgebung, in St-Jean-de-Luz, nahe von Ravels Geburtsort Ciboure. Darauf weisen die Anklänge an baskische Rhythmen gleich zu Beginn des Kopfsatzes hin, dessen Hauptthema im ungewöhnlichen 8/8-Takt, allerdings asymmetrisch zerlegt (3+3+2) über einem Bass in Vierteln, gehalten ist. Das 2. Thema verschiebt die Betonung (3+2+3). Das Scherzo trägt den fremdartigen Titel «Pantoum», Hinweis auf eine malaiische Dichtungsform, bei der die 2. und 4. Zeile einer Strophe wiederholt werden, um daraus die 1. und 3. Zeile der folgenden Strophe zu bilden. Ravel benutzt für dieses Wechselspiel drei Themen. Die streng gebaute Passacaglia in fis-moll und cis-moll, deren achttaktiges Thema im Klavierbass eingeführt wird, zeigt Ravel als einen Neoklassizisten vor dem Neoklassizismus der zwanziger Jahre. Brillant, rhythmisch ungewohnt im (baskischen?) Wechsel von 5/4- und 7/4-Takt und in beinahe orchestraler Klangfülle zieht das wirkungsvolle Finale vorüber: Man spürt die Nähe zur Musik von Daphnis und Chloé, die kurz zuvor abgeschlossen wurde.