Das Es-dur-Quartett mit der merkwürdigen Opuszahl 125/1 ist eines der bekanntesten Jugendquartette Schuberts. Noch merkwürdiger aber ist, dass man zum Teil bis ins 20. Jahrhunderts gemeint hat, das Werk sei 1824, also etwa gleichzeitig mit den Quartetten «Rosamunde» und «Tod und das Mädchen» entstanden. Vielleicht liegt der Bekanntheitsgrad des Werks – neben durchaus vorhandenen Qualitäten – auch daran. Zweifel an dieser Datierung waren bei der Gesamtausgabe (Alte Gesamtausgabe, Serie V, Streichquartette, 1890) aufgekommen. Die damals vermutete Entstehung «um 1817» (darum die Nr. 10 statt der richtigeren Nr. 7) erwies sich aber noch einmal als falsch, als das fragmentarische Autograph gefunden wurde: November 1813 ist richtig. Das Werk ist also eines der zahlreichen von Schubert für das Familienquartett geschriebenen Streichquartette, und zwar das letzte während Schuberts Zeit im Schulkonvikt, das er eben im November 1813 verliess, um sich nach dem Vorbild seines Vaters für den Beruf eines Volksschullehrers ausbilden zu lassen. Die Opuszahl kam dadurch zustande, dass die Verleger, die nach dessen Tod Werke Schuberts herausbrachten, die bereits vorhandenen Opuszahlen fortsetzten. Schubert selbst hatte noch vor seinem Tod die Opusnummern 98f., 101-105 und 108 an Werke vergeben, welche er zur Veröffentlichung vorsah. Bekannt sind etwa die nur noch geplante Opuszahl 99 (op. post.; D 898) und das noch zu Lebzeiten erschienene op. 100 (D 929) für die beiden Klaviertrios. Spätere Opuszahlen stammen nicht mehr von Schubert. Das Es-dur-Quartett erschien zusammen mit dem Quartett in E-dur D 353 von 1816 (op. 125/2) im Jahre 1830 bei Joseph Czerny in Wien. Dabei hat vermutlich der Verleger das Scherzo an die zweite Stelle gesetzt, was bei Schuberts Sinfonien, Quartetten und Klaviersonaten ganz aussergewöhnlich wäre. Der lyrische Kopfsatz verzichtet auf markante Themen und setzt sie auch nicht wirklich gegeneinander ab. Das folgende Scherzo sprüht vor Vitalität, die sich auch in äusserster Kürze bemerkbar macht. Sein Trio in c-moll gibt sich über Bordunquinten des Cellos als besinnlicher Ländler. Das sangliche Adagio – das einzige in Schuberts Quartettschaffen unter lauter Andante-Sätzen – steht überraschend ebenfalls in Es-dur; es kennt keine Ausbrüche, wie sie manchen Andante-Sätzen und erst recht dem späten Schubert eigen sind, und klingt geradezu andächtig. Überschäumende Spielfreude ist dem als Sonatensatz gestalteten Finale eigen, was grosse Wirkung tut; ein wunderbar sangliches zweites Thema setzt dazu den Kontrast.
Ob die Auseinandersetzung mit der Barockmusik und speziell mit Bach ein Auslöser für die kühnen, den damaligen Hörern so unvertrauten Harmonien im einleitenden Adagio des darum so betitelten Dissonanzen-Quartetts waren? Sicher ist nur, dass ihr oft unvermitteltes Auftreten, das sich nicht unbedingt aus einer Struktur wie in einer bachschen Fuge erklären liess, nicht nur Korrekturversuche ausgelöst hat, sondern irritierte Käufer veranlasste, die Noten an den Verleger Artaria zurückzuschicken mit der Bemerkung, sie seien voller Fehler des Stechers. «Der in der Einleitung angeschlagene chromatische Grundton wird zum Kennzeichen der ganzen Komposition, scheint fast an die Stelle kontrapunktischer Kunstfertigkeit zu treten, die wir aus den vorangehenden Quartetten kennen» (A. Werner-Jensen).
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Ein italienischer Käufer soll dem Verleger Artaria die Noten von Mozarts Haydn-Quartetten mit der Bemerkung zurückgeschickt haben, sie seien voller Fehler des Stechers. Und der Komponist Giuseppe Sarti kritisierte sie, weil Mozart wie ein Klavierspieler schreibe, der zwischen Dis und Es nicht unterscheiden könne. Die Kritik zielte gewiss auf die 22 Takte der Einleitung zum C-dur-Quartett. Obwohl es lange vor Mozart kühnere harmonische Reibungen gegeben hatte, erregte ihr Auftauchen in einem Streichquartett und der Umstand, dass die Dissonanzen so gar nicht zur Klarheit der folgenden Sätze passen wollten, Unmut. Aber vielleicht war es gerade das, was Mozart suchte: So wird einem das C-dur erst wirklich bewusst. Mozart trug das C-dur-Quartett am 15. Januar 1785 in sein Werkverzeichnis ein. Bereits am nächsten Tag führte er es mit den fünf andern dem Widmungsträger und Freunden vor mit Wiederholung am 12. Februar - wieder im Beisein Haydns. Dieser hat nach der ersten Aufführung bekanntlich von Mozart gesagt, er habe „die grösste Compositionswissenschaft“. Dies hätte er kaum von einem Komponisten gesagt, der Dis und Es nicht unterscheiden kann.
Beethoven hat sein opus 130 (wie 127 und 132) zwar im Auftrag des russischen Fürsten Galitzin geschrieben, hat aber im Gegensatz zum op. 59 keinen Bezug mehr zu russischer Musik gesucht. In der Satzfolge verdoppelt er in komplementärer Weise sowohl den Tanzsatz – scherzohaftes Presto und beschwingt heitere Danza tedesca – als auch den langsamen Satz: leichtes (man beachte die Spielanweisung poco scherzando!) , aber doch äusserst kunstvolles Andante und tiefsinnig-expressive Cavatina. Kopfsatz und Finale hingegen entsprechen äusserlich den üblichen Satzformen; dies allerdings nur, wenn man wie heute auf die Grosse Fuge als Schlusssatz verzichtet und an ihrer Stelle das nachkomponierte, fast krampfhaft jugendlich sein wollende Finale spielt, das Beethovens letzte Komposition sein sollte. Obwohl Beethoven nicht wie im op. 131 durch Verknüpfung der Sätze einen grossen Bogen über das ganze Werk schlägt, so erfahren wir gleichwohl, wo die Wurzeln für Schönbergs Idee der Grossform zu suchen sind.