Konzerte Saison 2025-2026

  • 24.3.2026
  • 19:30
  • 100.Saison
  • Abo 8
Stadtcasino Basel, Hans Huber-Saal

Cuarteto Quiroga (Madrid)

Das Cuarteto Quiroga nennt sich nach dem im galicischen Pontevedra geborenen bedeutenden Geiger Manuel Quiroga (1892-1961), dessen Karriere, nachdem er 1937 in New York von einem Lastwagen angefahren worden war, wegen einer Behinderung und späteren Lähmung eines Armes beendet wurde. Das Quartett hat nach seiner Gründung 2004 bei Rainer Schmidt in Madrid und Walter Levin in Basel sowie bei Hatto Beyerle studiert. Es war Gewinner mehrerer bedeutender Quartettwettbewerbe (u. a. Bordeaux, Paolo Borciani, Genf) und ist in den wichtigsten Konzertsälen und bei den grossen Festivals in Europa und Amerika aufgetreten. Im Juni 2014 gestaltete es sechs Konzerte im Auditorio Nacional de Madrid mit dem op. 20 von Haydn, den sechs «Haydn-Quartetten» Mozarts und dem Gesamtwerk für Streichquartett von György Kurtág. Das Cuarteto Quiroga ist Quartet-in-Residence an der Fundación Museo Cerralbo in Madrid, seinem künstlerischem Sitz. Es arbeitet mit Musikern wie Valentin Erben, Javier Perianes, Vladimir Mendelssohn oder Jeremy Menuhin sowie mit Choreographen, Dramaturgen und Schauspielern zusammen. Bereits für seine erste CD «Statements» bei Cobra Records mit Werken von Haydn, Webern und Giovanni Sollima erhielt es 2012 einen Preis. Weitere Aufnahmen galten Frühwerken von Schönberg, Berg und Webern, den Brahms-Quartetten op. 51 sowie den Klavierquintetten von Turina und Granados mit Javier Perianes.
Zu Haydns Opus 20 bemerkte 1929 Sir Donald Tovey: «Mit Opus 20 erreicht die historische Entwicklung von Haydns Quartetten ihren Endpunkt; und weiterer Fortschritt ist nicht Fortschritt in irgendeiner geschichtlichen Bedeutung, sondern schlicht der Unterschied zwischen einem Meisterwerk und dem nächsten. (...) Keine spätere Gruppe von sechs Quartetten, nicht einmal Opus 76, ist so einheitlich gewichtig und so vielgestaltig wie Opus 20. Wenn Haydns Karriere hier geendet hätte, hätte niemand erraten können, welche von einem halben Dutzend verschiedener Richtungen er eingeschlagen hätte.» Klassische Überlegenheit geht allerdings den Quartetten des op. 20 noch ab. Friedrich Blume sprach 1931 von einer «Sackgasse eines übersteigerten Radikalismus». Als einziges weist das Opus 20 zwei Moll-Werke auf. Die Entstehungsreihenfolge ist nicht gesichert; seit der Erstausgabe bei Chevardière in Paris (wohl 1774) bildet aber das Es-dur-Quartett die Nummer 1. Es mag das unproblematischste, vielleicht heiterste und klassischste der sechs Stücke sein, die sonst durch Eigenwilligkeiten und auch eine gewisse Uneinheitlichkeit auffallen, man denke nur an die drei Fugen-Finali. Der junge Beethoven war von diesem Es-dur-Quartett so beeindruckt, dass er es 1793/94 eigenhändig kopiert hat. Im Kopfsatz setzt das viertaktige Thema mehrfach an, bis es in die Dominante findet. Das kraftvolle Menuett kontrastiert mit dem leisen, nur halb so langen Trio. Besonders schön ist der langsame Satz in As-dur im 3/8-Takt. Zweifellos hat er für Mozart als Ausgangspunkt für das ebenfalls in As-dur stehende Andante con moto, nun im 6/8-Takt, im Quartett KV 428 gedient. Einen echten Kontrast dazu gibt Haydn im humorvollen Presto-Finale in Sonatensatzform.
Das Es-dur-Quartett KV 428 ist als einziges der sechs sogenannten Haydn-Quartette Mozarts nicht genau datiert bzw. – wie das d-moll-Quartett KV 421 (Juni 1783) – durch äussere Angaben datierbar. Es dürfte aber zwischen Juli 1783 und Januar 1784 entstanden sein; somit ist es der Entstehungszeit nach das dritte der Serie. Als solches erscheint es im Köchel-Verzeichnis. Im Autograph dagegen, wo es auf das von Mozart als Quartetto III bezeichnete KV 458 als Quartetto IV folgt, und im Erstdruck steht es an vierter Stelle, doch sind die Indizien klar genug, dass es vor KV 458 entstanden ist. Mit seiner fast spröden Wendung nach innen ist es das eigenartigste der sechs Werke: Die bekannte Es-dur-Festlichkeit zeigt es nicht. Harmonisch unbestimmt beginnt der Kopfsatz mit einem Unisono-Motiv. Erst der zweite Anlauf lässt es mit überraschenden Dissonanzen harmonisch auftreten. Das Andante in der Tristan-Tonart As-dur ist harmonisch noch ungewohnter – und in den Takten 15 und 40 kann man tatsächlich eine Vorahnung des Tristanmotivs hören. Das ausgedehnte Menuett beginnt mit vehementer Attacke auftaktig; das Trio versteckt seine Tonart B-dur hinter einer langen c-moll-Melodie. Erst das Finale, eine Art Sonatensatz ohne Durchführung, bricht mit der Unbestimmtheit der vorangehenden Sätze und erweist sich, obwohl es ureigenster Mozart bleibt, in seinem Humor, mit seinem den Hörer immer wieder überraschenden geringen Abweichen vom Erwarteten und mit seiner gehörigen Portion Virtuosität als eine Hommage an Haydn.

Joseph Haydn 1732-1809

Streichquartett Nr. 31, Es-dur, op. 20, Nr. 1, Hob. III:31 (1772)
Allegro moderato
Menuet ma poco Allegretto – (Trio)
Affetuoso e sostenuto
Finale: Presto

Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791

Streichquartett Nr. 16, Es-dur, KV 428 (421b) (1783)
Allegro ma non troppo
Andante con moto
Menuetto: Allegro – Trio
Allegro vivace

Cécile Marti 1973-

Streichquartett Nr. 1 (2025)

Fanny Hensel-Mendelssohn 1805-1847

Streichquartett Es-dur (1834)
Adagio ma non troppo
Allegretto
Romanze
Allegro molto vivace