Konzerte Saison 2025-2026

  • 13.1.2026
  • 19:30
  • 100.Saison
  • Abo 8
Stadtcasino Basel, Hans Huber-Saal

Leonkoro Quartett (Berlin)

Das 2019 in Berlin gegründete Streichquartett lässt sich kaum treffender beschreiben als in der Rezension, die im Januar 2022 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien.

Das Ensemble wird von den Brüdern Jonathan und Lukas Schwarz an erster Violine und Cello gerahmt, während Amelie Wallner an der zweiten Violine und Mayu Konoe an der Bratsche die Mittelstimmen bilden. Leonkoro, aus dem Esperanto: Löwenherz, spielt nicht zufällig auf Astrid Lindgrens Kinderbuch über zwei Brüder an, ein Buch, das der schwerwiegenden Tatsache des Sterbens eine herzliche Portion Trost gegenüberstellt – ein Zusammenhang, dem sich auch an vielen Stellen das Streichquartett-Repertoire widmet.

Im Jahr 2022 erhielt das Leonkoro Quartett eine Reihe renommierter Auszeichnungen und Preise, die seinen Platz unter den gefragtesten Ensembles seiner Generation festigen. Im März wurde es mit dem renommierten Musikpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung ausgezeichnet, der alle zwei Jahre für herausragende Streichquartette vergeben wird. Anschließend triumphierte das Quartett beim Internationalen Streichquartettwettbewerb in der Londoner Wigmore Hall und gewann den 1. Preis sowie eine Reihe von 9 Sonderpreisen, darunter Interpretation-, Residenz-und Konzertpreise.

Im Mai knüpfte das Quartett daran an und errang den 1. Preis beim Concours International de Quatuor à Bordeaux. Ihre Darbietung beeindruckte nicht nur die hochkarätige Jury, sondern zogauch das Publikum in ihren Bann, so dass das Quartett sowohl den Publikumspreis als auch den Preis des jungen Publikums erhielt. Kurz darauf erfolgte die Ernennung in das prestigeträchtige BBC Radio 3 New Generation Artists Programm, dessen Teil das Quartett von 2022 – 2024 sein wird.

Im November 2022 folgte dann die Auszeichnung mit dem MERITO String Quartet Award. Anders als bei einem klassischen Wettbewerb, wissen die fünf ausgewählten Ensembles nicht, dass sie über ein Jahr von einer Jury aus namhaften Streichquartett-Musiker:innen bewertet werden und ihr Können in Konzerten unter Beweis stellen. Der MERITO String Instrument Trust wird das Ensemble für vier Jahre unterstützen, u.a. mit einem Kompositionsauftrag.

Der Reigen an Auszeichnungen setzt sich in diesem Frühjahr fort: Im März 2024 erhielt das Leonkoro Quartett den Young Talent Award des Concertgebouw Amsterdam, der Grundstein für eine langjährige Verbindung. Eine Woche später gleich folgte die Bekanntgabe als Preisträger des Borletti-Buitoni Trust, ebenfalls eine große Ehre und eine wunderbare Unterstützung für das Quartett und seine Arbeit.

Neben dem Studium der Kammermusik bei Heime Müller (Artemis Quartett) an der Musikhochschule Lübeck studiert das Quartett seit 2020 bei Günter Pichler (Primarius Alban Berg Quartett) am Kammermusikinstitut der Escuela Superior de Música Reina Sofía Madrid. Zu den namhaften Mentoren des Ensembles zählen Eckart Runge und Gregor Sigl (Artemis Quartett) sowie der Pianist Alfred Brendel, mit dem das Leonkoro Quartett eine regelmäßige Zusammenarbeit pflegt.

Im Herbst 2023 erschien bei Mirare das erste Album des Ensembles mit Maurice Ravels Streichquartett und Robert Schumanns Streichquartett op. 41 Nr. 3, das bereits wenige Wochen später mit dem Choc de Classica l’année 2023 gekrönt wurde.

Mit Beginn des Frühjahres 2024 startet das Quartett mit dem renommierten Plattenlabel Alpha Classics eine langfristige Partnerschaft.

Viele erfolgreiche Debüts in großen internationalen Konzertreihen und Festivals haben die vier Musiker:innenbereits in der letzten Saison gefeiert. In dieser folgen Weitere, u.a. bei den Salzburger Festspielen, in der Philharmonie Luxembourg, der Liederhalle Stuttgart, der Tonhalle Zürich, im Bozar Brüssel und im Konzerthaus Dortmund. Darüber hinaus wird das Quartett zum ersten Mal nach Nordamerika auf Tournee gehen mit Konzerten in New York City, NY, Boston, MA, Montreal, QC, Chicago, IL, Houston, TX und San Francisco, CA, um nur einige zu nennen.

Das Leonkoro Quartett ist Pirastro-Artist und Henle App Ambassador.

Jonathan Schwarz spielt eine Geige von Giovanni Battista Guadagnini (1759/60), die ihm freundlicherweise von einer Stiftung zur Verfügung gestellt wird.

Amelie Wallner spielt eine Geige von Giovanni Battista Guadagnini, die ihr großzügigerweise von der Beare’s International Violin Society zur Verfügung gestellt wird.

Mayu Konoe spielt eine Viola von Lorenzo Storioni, die ihr großzügigerweise von einer Privatperson zur Verfügung gestellt wird.

Lukas Schwarz spielt ein Cello von Carlo Tononi, Venedig (ca. 1720), welches ihm von der Beare’s International Violin Society zur Verfügung gestellt wird.

Berg hat seine Lyrische Suite nach Alexander Zemlinskys Lyrischer Sinfonie benannt, sie dem älteren Freund und Mentor gewidmet und mit einem Zitat im Adagio appassionato die Reverenz bekräftigt. Dass jedoch hinter Widmung und Zitat mehr steckt, erahnt man, seit man weiss, dass Bergs Quartett der Ausdruck einer tiefen, doch unerfüllten Liebe zu Franz Werfels Schwester Hanna Fuchs-Robettin ist. Ja, man kann sich fragen, ob nicht nachträgliche Tarnung vorliegt. Die Lyrische Sinfonie ist eine Folge von sieben Liebesgesängen. Berg zitiert die schönste Phrase des Baritons, den Refrain «Du bist mein Eigen, mein Eigen» aus dem 3. Satz. Sieht man das Textumfeld näher an, so fällt folgende Passage der 3. Strophe auf: «Ich hab dich gefangen und dich eingesponnen, Geliebte, in das Netz meiner Musik. Du bist mein Eigen, mein Eigen, du, die in meinen unsterblichen Träumen wohnt.» Genau das hat Berg getan, wenn er die Initialen A-B und H-F «immer wieder in die Musik hineingeheimnisst». Die Zahlen 10 und 23, «unsere Zahlen», wie Berg für Hanna schreibt, bestimmen das Kompositionsschema von Sätzen und Satzteilen. «Ich habe dies und vieles andere Beziehungsvolle für Dich in diese Partitur hineingeschrieben», so ein Tristanzitat und in der Melodiestimme des Largo desolato eingewoben ein Zitat aus Baudelaires Gedicht De profundis clamavi: «Zu Dir, Du einzig teure, dringt mein Schrei aus tiefster Schlucht, darin mein Herz gefallen.» All dies geschieht unter dem Deckmantel der Zwölftontechnik und der scheinbar absoluten Musik eines Streichquartetts. In Kenntnis des geheimen Programms - Bergs Gattin Helene hat den Code nie durchschaut - versteht man auch die eigenartigen Satzbezeichnungen vom gioviale (ursprünglich gioioso) über das delirando der Krise des Liebesdramas bis hin zum endgültigen Verzicht im desolato besser. Aber die durchaus als absolute Musik fassbare Suite verliert dadurch ebensowenig an Aussagekraft und Schönheit wie Janáčeks fast gleichzeitiges 2. Streichquartett (Konzert Nr. 8) mit seiner ähnlichen «Thematik».
Mendelssohns Streichquartett Nr. 2 von 1827 ist eigentlich seine Nummer 1 (bzw. bleibt die Nr. 2, wenn man das erst 1879 veröffentlichte Es-dur-Quartett von 1823 mitzählen will). Einzig die spätere Veröffentlichung (1830) hat ihm im Vergleich mit dem 1829 entstandenen op. 12 die Nummer 2 und die höhere Opuszahl eingetragen (ähnlich wie bei Beethovens Klavierkonzerten Nr. 1 und 2). Nehmen wir das Werk als das, was es ist: Mendelssohns erstes vollgültiges Quartett. Der damals achtzehnjährige Komponist schuf damit eine originelle und auf der Höhe der Zeit stehende Komposition, vielleicht sogar sein bestes Werk bisher. Mendelssohn orientiert sich am Modernsten seiner Zeit, an den späten Quartetten Beethovens, die in dessen Todesjahr 1827 zumindest teilweise als schwierig galten. Kurz zuvor hatte er – noch vor der Berliner Erstaufführung – das op. 132 kennen gelernt. Die Anlehnung geschieht nicht als Kopie und ist verknüpft mit viel Eigenem. Dazu gehört etwa das Intermezzo, das weder als Menuett noch als Scherzo daherkommt, sondern liedhaft, allerdings im Trioteil in den typischen „Elfenstil“ umschlagend. Neuartig ist auch, wie Mendelssohn das Einleitungs-Adagio einsetzt: Er greift auf ein Lied „Frage“ („Ist es wahr?“ op. 9/1) desselben Jahres zurück und stellt es mottoartig nicht nur an den Beginn des Werks, sondern auch an dessen Schluss. So erreicht er eine damals höchst moderne zyklische Geschlossenheit.

Henriëtte Bosmans 1895-1952

Streichquartett (1927)
Allegro molto moderato
Lento
Allegro molto

Alban Berg 1885-1935

Lyrische Suite für Streichquartett (1926)
Allegretto gioviale
Andante amoroso
Allegro misterioso – Trio estatico
Adagio appassionato
Presto delirando – Tenebroso
Largo desolato

Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847

Streichquartett Nr. 2, a-moll, op. 13 (1827)
Adagio – Allegro vivace
Adagio non lento
Intermezzo: Allegretto con moto – Allegro di molto
Presto – Adagio non lento