• Werk-Details
  • Streichquartett Nr. 8, B-dur, op. post. 168, D 112 (1814)

Franz Schubert 1797-1828

Am 5. September 1814 notierte Schubert, er habe den Kopfsatz des B-dur-Quartetts „in 4½ Stunden verfertigt“. Der Anlass für den Schaffenseifer könnte damit zusammenhängen, dass Schubert Anfang September sein Praktikum als Schulgehilfe beendet und sein Diplom erhalten hatte; zudem bestanden reelle Aussichten darauf, dass seine im Frühsommer geschriebene F-dur-Messe (D 105) aufgeführt würde. Am 13. September scheint das Quartett beendet gewesen zu sein. Das Werk wird unter den frühen Quartetten Schuberts positiv beurteilt. Man gesteht ihm echt schubertsche Töne zu und die auch hier noch geltenden Vorbilder Haydn und Mozart erscheinen in einen eigenen Stil eingebunden. Dazu kommt eine vollkommene Beherrschung der formalen Probleme. Bemerkenswert sind die chromatischen Elemente des mit einer Quinte beginnenden Kopfsatzes. Dieser Gedanke scheint nicht so sehr das Hauptthema des Satzes zu sein, eher eine Art Einstimmung. Das Andante in g-moll ist in seinen scheinbaren Liedparaphrasen und überraschenden Einbrüchen von Forte-Akkorden am Schluss „echter“ Schubert, auch wenn noch Mozart hineinblickt. Das Menuett ist ein kräftiger, geradezu ländlich-alpenländischer Tanz, dem im Trio lyrische Kantilenen gegenüberstehen. Das Presto-Finale hat ein unruhiges, weniger spielerisches als drängendes Hauptthema. Da es mit Motiven und Spieltechniken arbeitet, die später im Scherzo der grossen C-dur-Sinfonie wirksam werden, trägt es ebenfalls dazu bei, dass man hier bereits den späteren Schubert zu vernehmen glaubt. „In diesem Quartett ist damit zum erstenmal eine wirklich innere Geschlossenheit erreicht, und zugleich tritt überall der Wille zu persönlichem Ausdrucksstil in Erscheinung“ (Walther Vetter 1934).
Allegro ma non troppo
Andante sostenuto
Menuetto: Allegro – Trio
Presto