Seine musikalische Ausbildung erhielt der 1984 in Frankfurt als Sohn des Tenors Christoph Prégardien geborene Sänger bei der Limburger Dommusik und an der Musikhochschule Freiburg. Im November 2017 übernahm Julian Prégardien eine Professur für Gesang an der Hochschule für Musik und Theater München. Im Konzertbereich zählt er zu den gefragtesten Interpreten der Evangelisten-Partien Johann Sebastian Bachs. Auf CD sind in den letzten Jahren u. a. Bachs Matthäuspassion und Johannespassion mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks und Concerto Köln, Rameaus Zaïs mit Les Talens Lyriques und Christophe Rousset sowie die Lied-CDs «An die Geliebte», «Schubertiade» und «Father and Son» erschienen. Der 2017 mit dem International Classical Music Award ausgezeichnete Liedinterpret war an der Gesamtaufführung aller Lieder von Franz Schubert sowohl bei der Schubertiade Hohenems/Schwarzenberg als auch in der Wigmore Hall beteiligt. Julian Prégardien debütierte 2017 an der Bayerischen Staatsoper in der Titelpartie von Carl Maria von Webers Oberon (Ivor Bolton). Opernprojekte dieser Saison sind u. a. Pedrillo in Mozarts Entführung bei der Salzburger Mozartwoche (René Jacobs) sowie Narraboth in Strauss’ Salome bei den Salzburger Festspielen (Franz Welser-Möst). Daneben hat Julian Prégardien die Medienplattform P.RHÉI ins Leben gerufen und veröffentlicht dort ein Editionsprojekt, das die Aufführungspraxis und Interpretationsgeschichte von Schuberts Liedzyklen «Winterreise» und «Die Schöne Müllerin» beleuchtet.
Es war einmal eine Zeit, in der war es gewünscht und üblich, dass Interpreten Werke nicht bloss exekutierten, sondern Varianten hinzuerfanden, phantasierten und Extempores zu Gehör brachten. Der schöpferische Umgang mit der Überlieferung galt einmal als selbstverständlich. Man ging überhaupt nur zu einer Schubertiade oder zu einer Soirée, um etwas Unwiederholbares und Unerhörtes zu erleben, mehr noch, um sich an der Entstehung eines Kunstwerkes zu beteiligen. Denn eigentlich gab es damals noch gar kein Publikum, nur Mitwirkende. Nie wäre ein Musiker auf die Idee gekommen, sich selbst zu leugnen und nur Noten zu spielen, ohne ins Feuer der Begeisterung zu geraten. Davon hat sich etwas bis auf den heutigen Tag erhalten: obwohl gedruckter Text keine Vortragsbezeichnungen enthält, betonen Schauspieler ihn gewöhnlich dennoch, sprechen Dialekt, kürzen, ändern oder variieren nach eigenem Gutdünken oder nach dem Willen der Regie. Und niemand käme auf die Idee zu sagen, da vergreife sich einer an Meisterwerken...
Und heute? Schumann lebt! Und weil er nicht gestorben ist, singen und spielen Julian Prégardien und Michael Gees Robert Schumann. Und das, was ihnen dazu einfällt, auch.
Der im ersten Konzertteil erklingende Liederkreis opus 24 wird durch Extempores erweitert, im zweiten erklingen neben Liedern nach Gedichten von Andersen, Eichendoff, Goethe und Heine auch Klavierstücke von Robert Schumann, zu denen Julian Prégardien ausgewählte Gedichte rezitiert.