Burkhard Kehring absolvierte seine musikalische Ausbildung in Wien und Hamburg. Neben dem solistischen und kammermusikalischen Klavierrepertoire galt schon früh seine Vorliebe der Liedbegleitung. Intensive Anregungen auf diesem Gebiet erhielt er besonders von Ralf Gothoni, Gernot Kahl und Martin Katz. Begleiterpreise internationaler Liedwettbewerbe in London und München markierten den Beginn seiner Konzerttätigkeit als Liedbegleiter, die ihn in viele europäische Länder, in die USA, nach Asien und Südamerika sowie an zahlreiche Musikfestspiele führte (u.a. Schubertiade Schwarzenberg, Klangbogen Wien, Musikfestspiele Bergen, Schubert Serenades New York, Ravinia Festival Chicago). Burkhard Kehring war offizieller Klavierbegleiter bei Meisterkursen von Elisabeth Schwarzkopf, Ernst Haefliger und Hermann Prey. Eine künstlerische Zusammenarbeit verbindet ihn mit zahlreichen Sängerinnen und Sängern der jüngeren Generation. Gemeinsam mit Dietrich Fischer-Dieskau gestaltet er musikalische Lesungen und Melodramenabende. Zudem konzipiert Burkhard Kehring eigene Liederabendreihen: Der erste Hugo-Wolf-Zyklus in der Musikhalle Hamburg brachte annähernd dessen gesamtes Liedschaffen zur Aufführung. Ihm folgte die «Schubertiade modern» – eine Gegenüberstellung der Lieder Schuberts und des Schönberg-Kreises – sowie die Liederabendserie «Schubert plus» in Frankfurt. Burkhard Kehring ist seit 2003 Professor für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Was als Schwanengesang bekannt ist, ist kein Liederzyklus à la Schöne Müllerin oder Winterreise, sondern eine recht willkürliche Zusammenstellung von späten Liedern Schuberts (7 nach Rellstab, 6 ganz aktuelle nach Heine-Gedichten [Heine ist Jahrgangsgenosse Schuberts], dazu das isolierte Seidl-Gedicht Die Taubenpost) durch den uns bereits im 1. Konzert der Saison begegnenden Wiener Verleger Tobias Haslinger von 1829. Mehr noch als die Rellstab-Vertonungen bilden die Heine-Lieder allerdings in sich eine Art Zyklus. Hier, in seiner auch literarisch modernsten Phase, findet Schubert in der Vertonung von sechs Gedichten aus Heines Buch Heimkehr noch einmal zu ganz neuer Ausdruckskraft. Neben den meist düsteren Charakter – man höre etwa das unheimliche Schlussstück Der Doppelgänger oder Die Stadt, das an zeitgleiche Bilder Caspar David Friedrichs erinnert (Brahms hat eine Klavierfigur dieses Liedes in seinem Klavierquartett op. 26 wieder aufgenommen) – treten ungewöhnliche harmonische Mittel, etwa im Atlas, wo «die ganze Welt der Schmerzen» auf dem Sänger lastet.
Carl Loewe, ein Jahr älter als Schubert, kennt man heute kaum noch. Selbst seine früher beliebten Balladen oder die Uhr (Ich trage, wo ich gehe [Seidl]) sind aus Bewusstsein und Konzertprogrammen verschwunden. Und doch: Gerade diese Balladen haben ihre eigene Kraft und bewundernswerte Eigenständigkeit – nur eben: Wer interessiert sich heute noch dafür? Sein Erlkönig reicht zwar nicht ganz an Schubert heran, doch wäre uns der vorenthalten geblieben, Loewes Vertonung müsste als vorbildlich gelten – und Goethe selbst hätte wohl ihr den Vorzug gegeben. Auch Loewe ist auf der Höhe der Zeit, wenn er Heine vertont. Interessant dürfte es sein, Vergleiche mit anderen Vertonungen anzustellen, etwa mit Schubert beim Fischermädchen, mit Mendelssohns Leise zieht durch mein Gemüt und mit Schumanns Lotosblume oder Ich hab im Traum geweinet aus der Dichterliebe.
Von Schumann selbst einmal nicht die Dichterliebe, sondern das kürzere Opus 24 (beide aus dem Liederjahr 1840), das man sehr wohl als Kleine Dichterliebe bezeichnen könnte. Die Parallelen sind auffällig. Junges Leiden (Wer dächte nicht an Werther?) heisst Heines Zyklus, dem Schumann die neun Gedichte entnahm. Verliebtheit ohne Glück, Sehnsucht, Enttäuschung und Resignation des Dichters trifft man auch hier. Vieles klingt wie eine Vorahnung des späteren Opus 48. Und Mit Myrten und Rosen haben wir als Schlusslied das hoffnungsvollere Gegenstück zum bösartigen Liebesbegräbnis von Die alten bösen Lieder der Dichterliebe. Beide Male ist die Liebe gestorben und begraben, doch im op. 24 hoffen Heine-Schumann noch auf eine Wirkung auf die Geliebte. Höhepunkt dieses Zyklus, den Entscheid zum endgültigen Abschied bildend, ist Schöne Wiege meiner Leiden, ein schmerzvolles Schwelgen im Leiden.
Fast ist man überrascht, dass Strauss Heine-Gedichte vertont hat. Was hat Strauss mit Heine am Hut, möchte man angesichts der Dehmel-, Bierbaum- oder Schack-Vertonungen fragen. Am ehesten kennt man das beliebte Zugaben-Lied Schlechtes Wetter. Wie steht es mit Straussens Ironie – wird er Heine gerecht? Die Frage liesse sich auch bei Schumann stellen – Schubert hingegen hat bewusst völlig unironische Texte ausgewählt. Lassen wir uns überraschen, wie Strauss mit Heine umgeht. Schlechtes Wetter jedenfalls hat er witzig getroffen. Waldesfahrt bringt einen jähen Wechsel: Heiteres schlägt in Beänstigendes um. Frühlingsfeier dagegen ist ein typisches Strauss-Tongemälde.