Konzerte Saison 1996-1997

  • 24.11.1996
  • 11.00
  • 71.Saison
  • Extrakonzert-Matinée
Stadtcasino, Hans Huber-Saal

Amati Quartett (Basel) Jean-Claude Forestier, Vibraphon

Das Amati Quartett formierte sich 1981 und erhielt schon im folgenden Jahr den 1. Preis am Wettbewerb in Evian. 1986 folgte der 1. Preis im Karl-Klingler-Wettbewerb in München. Geprägt wurde es durch die Zusammenarbeit mit dem Alban Berg Quartett, dem Amadeus Quartett und mit Walter Levin. Neben dem klassischen und romantischen Repertoire liegt dem Ensemble einerseits vergessene oder wenig bekannte Musik des 20. Jahrhunderts, andererseits vor allem die neueste Musik unserer Zeit am Herzen. In unseren Konzerten hat es Kelterborns 5. Quartett (1990) (liegt auch auf CD vor), Isang Yuns 6. Quartett (1992), Bettina Skrypczaks Nr. 3 (1994), Flammers "Phasenweise still und ohne Grenze" (mit Vibraphon) und 1998 Jacques Wildbergers Streichquartett zur Uraufführung gebracht. Es ist also seit Jahren nicht nur regelmässiger Gast in unseren Konzertreihen, sondern ist dabei zu dem Uraufführungsquartett unserer Konzerte geworden, auch wenn heute alles klassische Werke zur Aufführung gelangen. Auf CD liegen u.a. die Quartette op. 50 von Joseph Haydn vor, die das Quartett am 29. und 30. Januar 2001 in unseren Konzerten auch live vorgeführt hat. Besonders gerühmt wurde das Amati Quartett für seine Aufnahme der Bartók-Quartette.
Debussys Streichquartett gilt als typisch französische Musik. Das ist gewiss richtig. Daneben haben aber auch andere Einflüsse zum Stil des 1893 entstandenen Werks beigetragen. Fünf Jahre zuvor hatte der Komponist – wie schon früher – Bayreuth besucht und Wagners Parsifal erlebt, was ihn sehr beeindruckte. Anlässlich der Pariser Weltausstellung 1889 begegnete ihm fernöstliche Musik, die erstmals in Europa zu erleben war. Alle diese Elemente hat Debussy zu einer eigenen Klangsprache zusammengefügt, welche ihren Reiz und ihre Eigenständigkeit ausmachen. Akademische Formen mochte Debussy nicht. So führte seine Klanglichkeit – man darf auch von Klangfarbe sprechen (kein Wunder, dass oft Begriffe der Malerei gewählt werden) – und der freie Umgang mit der Form zu eigenem Stil. Die vier Sätze sind alle aus dem Hauptthema des Kopfsatzes entwickelt, das mit den drei Tönen g - f - d beginnt. Dies geschieht aber nicht in Form der klassischen Durchführungstechnik, sondern indem derselbe Gedanke immer wieder mit exotischen Klängen und mit gleitenden Instrumentalfarben umspielt wird. Dazu kommt eine ungewohnte Rhythmik, die das Publikum der ersten Aufführung ebenso irritierte wie die neue Klanglichkeit. Debussys Freund Paul Dukas beschrieb anlässlich der Uraufführung die Bedeutung des Werks: «Alles darin ist klar und deutlich gezeichnet, trotz grosser formaler Freiheit. Debussy zeigt eine besondere Vorliebe für Verknüpfungen klangvoller Akkorde und für Dissonanzen, die jedoch nirgends grell, vielmehr in ihren komplexen Verschlingungen fast noch harmonischer als selbst Konsonanzen wirken; die Melodie bewegt sich, als schreite sie über einen luxuriösen, kunstvoll gemusterten Teppich von wundersamer Farbigkeit, aus dem alle schreienden und unstimmigen Töne verbannt sind.»