Konzerte Saison 1985-1986

  • 25.2.1986
  • 20:15
  • 60.Saison
  • Zyklus B
Stadtcasino, Hans Huber-Saal

Gabrieli String Quartet (London)

Am 4. Juni 1789 war Mozart von seiner Reise nach Potsdam und Berlin nach Wien zurückgekehrt. Noch im selben Monat trug er «Ein Quartett für 2 Violin, Viola e Violoncello für Seine Mayestätt dem König / in Preussen» in sein Werkverzeichnis ein. Der Grund, für den Cello spielenden Friedrich Wilhelm II. eine Serie von sechs Quartetten zu schreiben, war wohl ein königlicher Auftrag, bestand aber für den in Geldnöten steckenden Komponisten vor allem in der Hoffnung auf ein angemessenes Gnadengeschenk. Juni 1789, das war nur ein Monat vor dem Sturm auf die Bastille. Ein Jahr später hatte sich nach der Komposition zweier weiterer Quartette (KV 589 und 590) im Mai und Juni 1790 das Projekt zerschlagen – da war die Welt, zumindest in Paris, nicht mehr dieselbe wie im Vorjahr. Eines jedoch ist sicher: Es war nicht die neue politische Situation, die Mozart zur Aufgabe des ursprünglichen Plans geführt hatte. Was der genaue Grund war, ist unklar; vielleicht war es der Ärger beim Versuch der Geldbeschaffung. So klagte denn Mozart am 12. Juni 1790 gegenüber Puchberg bloss wegen der entgangenen Entlöhnung: «Nun bin ich gezwungen, meine Quartetten (diese mühsame Arbeit) um ein Spottgeld herzugeben, nur um in meinen Umständen Geld in die Hände zu bekommen.» In ihnen ist weder etwas von Umbruchstimmung noch von Geldnot zu spüren, im Gegenteil – und das trotz «mühsamer Arbeit». In entspannter Kantabilität, Liedhaftigkeit, staccato-untermalter Melodie und in Verbindung von eleganter Klangsinnlichkeit mit hochentwickelter Polyphonie fliessen die vier Sätze vorüber. Leichte Melancholie liegt über dem D-dur-Quartett, und vielleicht hat man darum den Anklang des so einfach gestalteten zweiten Satzes an das Lied «Das Veilchen» gerne zum Anlass genommen, es mit dem Beinamen «Veilchenquartett» zu kennzeichnen. Zwar sind die drei Quartette von 1789/90 stilistisch einfacher als die sechs «Haydn-Quartette» von 1782 bis 1785. Dass es sich Mozart gleichwohl nicht leicht gemacht hat, zeigen aufgegebene Entwürfe zu den Finali von KV 575 und 589. Und obwohl sie als «Preussische Quartette» bezeichnet werden, gehören sie nach Wien – und Paris hat schon gar nichts zu suchen. An den Preussenkönig erinnert ausser dem Beinamen noch die gerade in KV 575 besonders reiche Cellostimme. Sie hat grossen Anteil am musikalischen Geschehen – mit der Folge, dass die vier Stimmen so gleichwertig ausgestaltet sind wie nie zuvor.
Mozart hat nach der lunga, e laboriosa fatica der «Haydn-Quartette» nur noch einmal zu einem Zyklus von sechs Quartetten angesetzt. Voller Hoffnung wollte er sie für Seine Mayestätt dem König in Preussen schreiben, doch wurde der Plan nie Wirklichkeit. Die Widmung kam nicht zustande, und es blieb bei drei Quartetten. Am 12. Juni 1790, wohl kurz nach Vollendung von KV 590, schrieb Mozart an Puchberg: Nun bin ich gezwungen meine Quartetten (diese mühsame Arbeit) um ein Spottgeld herzugeben, nur um in meinen Umständen Geld in die Hände zu bekommen. Daraus ist zu entnehmen, dass Mozart die Komposition von Quartetten generell schwer fiel, er also nicht einmal in Geldnot noch rasch eine Sechserfolge komplettieren konnte, obwohl die drei «Preussischen» einfacher sind als die «Haydn-Quartette». Das Werk gipfelt nach einem durch seine ungeraden Taktperioden spannenden Menuett in einem Finale, das wie eine Huldigung an Haydn wirkt. Es geht aber in seiner kühnen Kontrapunktik und im schroffen Nebeneinander der Tonarten über jenen hinaus.
Mozart hat nach der lunga, e laboriosa fatica der «Haydn-Quartette» nur noch einmal zu einem Zyklus von sechs Quartetten angesetzt. Voller Hoffnung wollte er sie «für Seine Mayestätt dem König in Preussen» schreiben, doch ist der Plan nie Wirklichkeit geworden. Die Widmung kam nicht zustande und es blieb bei drei Quartetten. Am 12. Juni 1790, kurz nach Vollendung von KV 590, schrieb er an Puchberg: «Nun bin ich gezwungen meine Quartetten (diese mühsame Arbeit) um ein Spottgeld herzugeben, nur um in meinen Umständen Geld in die Hände zu bekommen» Daraus – wie aus der Äusserung zu den «Haydn-Quartetten» – ist zumindest das zu entnehmen, dass Mozart die Komposition von Quartetten generell schwer fiel, er also, selbst wenn er wirklich in Geldnot gewesen sein sollte, nicht noch rasch drei weitere für eine komplette Sechserfolge komponieren konnte, obwohl die drei «Preussischen Quartette» einfacher sind als die «Haydn-Quartette». Das Werk gipfelt nach einem durch seine ungeraden Taktperioden interessanten Menuett in einem Finale, das wie eine Huldigung an Haydn wirkt. Es geht aber in seiner kühnen Kontrapunktik und im schroffen Nebeneinander der Tonarten über jenen hinaus.

Mozart trug sein letztes Quartett im Junnius 1790 ins eigenhändige Werkverzeichnis ein, ein Jahr nach dem ersten Werk, das er für Seine Mayestätt dem König in Preussen geplant hatte. Die Hoffnung auf Widmung und Entschädigung hatte sich längst zerschlagen. Während A. Einstein aus dem «Andante, einem der sensitivsten Sätze der ganzen Kammermusik-Literatur, einen selig-wehmütigen Abschied vom Leben» heraushörte, vernahmen andere «absichtslose Musizierseligkeit» (H. Renner) oder empfanden es als «kapriziös und von munterer Spielfreude erfüllt» (U. Kraemer). Die Spielfreude gilt sicher für das Perpetuum mobile des Finales. Im langsamen Satz war sich Mozart wohl selber nicht ganz sicher, ob er mehr die leicht melancholische oder die tänzerische Note betonen sollte. Der im Autograph als Andante bezeichnete Satz wurde im Druck (Artaria 1791 nach Mozarts Tod) zum Allegretto. Da gerade in diesem Satz auch andere Änderungen vorliegen, dürften sie auf Mozart selbst zurückgehen.

Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791

Streichquartett Nr. 21, D-dur, KV 575 (1789)
Allegretto
Andante
Menuetto: Allegretto – Trio
Allegretto
Streichquartett Nr. 22, B-dur, KV 589 (1790)
Allegro
Larghetto
Menuetto: Moderato – Trio
Allegro assai
Streichquartett Nr. 23, F-dur, KV 590 (1790)
Allegro moderato
Allegretto
Menuetto: Allegretto – Trio
Allegro