Konzerte Saison 1953-1954

  • 8.12.1953
  • 20:15
  • 28.Saison
Stadtcasino, Festsaal

Quatuor Pascal (Paris)

Haydns d-moll-Quartett op. 42 ist ein merkwürdiges Werk. Nicht nur steht es als einziges nicht im Rahmen einer Dreier- oder Sechsergruppe, sondern überrascht durch sein Kürze, einen langsamen Kopfsatz, ein Menuett an 2. Stelle und ein fugiertes Finale. Dies könnte auf eine Entstehung vor dem op. 33 hindeuten. Nun weiss man, dass Haydn 1784 an kurzen Quartetten für Spanien arbeitete; sie sind verloren. Vielleicht finden wir im op. 42, das im sorgfältig bearbeiteten Manuskript mit 1785 datiert ist, einen Rest oder zumindest einen Reflex dieser spanischen Quartette. Die zwar einfache, doch konzise Arbeit des op. 42 zeigt, dass die vielfach bezweifelte Datierung und Stellung zwischen den Opera 33 und 50 richtig ist. Der Kopfsatz ist ein monothematischer Sonatensatz, der mit drei Dur-Akkorden im pianissimo endet. Daran schliesst das D-dur-Menuett mit einem kurzen Trio, wieder in d-moll, an. Das einfache Adagio in B-dur mit seinem innigen Thema lässt an Mozart denken. Das Finale, eine Kombination von Fuge und Sonatensatz, ist trotz seiner Kürze der wichtigste Satz des Werkes. Nicht auf sein eigenes op. 20 greift Haydn hier zurück, sondern offensichtlich auf Mozarts KV 387, das erste jener ihm kurz zuvor gewidmeten sechs Quartette.
Das Opus 59 ist offensichtlich als Zyklus konzipiert. Zu dessen für das damalige Publikum schwierigen Zügen hat sicher der sinfonische Tonfall beigetragen, zu dem, angeregt durch die Qualitäten des Schuppanzigh-Quartetts, weitere Elemente wie spieltechnische Ansprüche, die Harmonik und die Rhythmik hinzutreten. Im Gegensatz zum F-dur-Quartett (Nr. 1) bleibt das zweite der Rasumowsky-Quartette stärker der Tradition verpflichtet. Es wirkt wie die Antithese zum kühnen ersten – das dritte in C-dur würde dann die Synthese bilden. Auf den düsteren Kopfsatz, einen Vorgriff auf op. 95 in f-moll, folgt ein zunächst scheinbar lichter Adagio-Choral – Czerny berichtet, er sei Beethoven beim Anblick des Sternenhimmels eingefallen. Durch Beifügen von Gegenstimmen und rhythmischen Kontrapunkten löst sich der Choral-Charakter immer mehr auf. Im fünfteiligen rhythmisch pointierten Scherzo fällt im Trio das aus Mussorgskys Boris Godunow bekannte Thème russe ins Ohr. Beethoven fand es in einer Sammlung russischer Volkslieder von Iwan Pratsch, die erstmals 1790 in St. Petersburg erschienen war. Das Finale weist, nicht nur mit dem Beginn in C-dur, auf das dritte Quartett, die Synthese des Opus, voraus.