Geschichte

Führende Mitglieder der Allgemeinen Musikgesellschaft und der Musik-Akademie der Stadt Basel standen Pate, als die Gesellschaft für Kammermusik Basel am 7. Juni 1926 gegründet wurde und sich drei Tage später mit einem Konzert des ebenfalls neu gegründeten Basler Streichquartetts der Öffentlichkeit vorstellte. Das Konzept des ersten Konzerts war Programm: Das Basler Streichquartett sollte bis zu seiner Auflösung im Jahr 1947 über die Hälfte aller Konzerte bestreiten, wobei neben dem gängigen klassischen Quartettrepertoire immer wieder Werke von in Basel ansässigen Komponisten wie Hermann Suter oder Felix Weingartner aufgeführt wurden. Daneben wurden regelmässig Ensembles, meist Streichquartette, aus ganz Europa, eingeladen, darunter auch das legendäre Rosé-Quartett. Ab 1933 entwickelte sich das aus Deutschland emigrierte Busch-Quartett - gelegentlich mit Rudolf Serkin ergänzt - zu einer weiteren Stütze des Konzertbetriebs.

Ende 1940 konnte anstelle des kleineren Hans Huber-Saals der neue Festsaal im erweiterten Stadtcasino bezogen werden. Ein Höhepunkt im selben Jahr war sicher ein Konzert, in dem Arthur Honegger eigene Kompositionen aufführte. Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs kam der Austausch mit dem Ausland zum Erliegen; das Busch-Quartett ging in die USA. Dennoch mussten die Konzerte nie eingestellt werden; 1943/44 wurden sie sogar doppelt geführt.

1946 konnte mit Pablo Casals erstmals wieder ein Künstler aus dem Ausland engagiert werden. Anstelle des Basler Streichquartetts traten vermehrt lokale Ad-hoc-Formationen - als "Basler Künstler" angekündigt - auf. Ab 1950 war das Végh-Quartett, das sich in Basel niedergelassen hatte, regelmässiger Gast in der Konzertreihe. 1956 gab es sämtliche Beethoven-Quartette in einem Extra-Zyklus zum besten, der ein derartiger Erfolg war, dass das Experiment in den Folgejahren mit einem Mozart- und einem Bartók-Zyklus wiederholt wurde.

In den 60erjahren des letzten Jahrhunderts war die Konzertreihe dermassen erfolgreich, dass man die Interessenten für ein Abonnement auf eine Warteliste setzen musste. Mit dem LaSalle Quartet trat 1966 erstmals ein Ensemble aus Übersee auf, bald gefolgt vom Guarneri Quartet und dem Beaux Arts Trio, die alle zu regelmässigen Gästen werden sollten. Die Liste der Interpreten war international wie kaum zuvor. Das seit den Anfängen verfolgte, etwas didaktische Prinzip, öfters moderne Werke aufführen zu lassen und dieses stets vor der Pause zu plazieren, hatte aber Bestand. Ab 1970 wurden die angestammten 8 Konzerte - nun Zyklus A genannt - durch einen Zyklus B im Hans Huber-Saal ergänzt. 1973 wurde erneut ein Basler Streichquartett gegründet, erlangte aber nie mehr die Dominanz der früheren Besetzung in den Konzerten der Gesellschaft. 1976 traten das noch junge Alban Berg Quartett, heute eine Ikone des Streichquartettspiels, und das - bereits 30 Jahre früher gegründete - Juilliard Quartet erstmals auf.

Die 80erjahre waren eine Phase der Konsolidierung. Infolge eines Rückgangs der Besucherzahlen wurde die Zahl der Konzerte unter Beibehaltung der beiden Zyklen ab 1984 auf 10 reduziert. Mit der 1987 erfolgten Vergabe eines Kompositionsauftrags an Brian Ferneyhough wurde eine alte Tradition wiederaufgenommen; die letzte Uraufführung hatte 1951 stattgefunden. Weitere Kompositionsaufträge folgten. Der Boom der Streichquartettszene in den 90erjahren des wirkte sich im Engagement vieler junger Quartette aus.

Die Gesellschaft für Kammermusik veranstaltet nun seit über 90 Jahren ihre Konzerte nach einem Konzept, das alle Zeitströmungen überdauert hat: Kammermusik aller Epochen von der Klassik bis zur Avantgarde auf höchstem Niveau zu bieten, ohne einheimisches Musikschaffen zu vernachlässigen.

Die Programme sämtlicher von der Gesellschaft veranstalteten Konzerte können in unserer Datenbank abgerufen werden.